Leben und Arbeiten im Wasserturm von Uevekoven
Norbert Kostka und Ute Reimund haben beide ein Faible für Industriedenkmäler.
Mit ihrem jetzigen Domizil, dem Wasserturm von Uevekoven, haben sie sich einen Traum verwirklicht. Norbert Kostka, von Beruf Architekt, hatte bereits in Köln einen Wasserturm zu einer Galerie umgebaut. Ihn faszinierte daran vor allem die klare Architektursprache. In solch reinen Formen wollte er eigentlich auch leben. Gezielt begaben sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Objekt. Der Wasserturm von Uevekofen bei Wegberg war Liebe auf den ersten Blick.
Bei dem Wasserturm Uevekoven handelt es sich um einen Backsteinturm, der im Dezember 1934 in Betrieb genommen wurde. Er ist mit einer doppelschaligen Konstruktion versehen, um dem Trinkwasser auch bei hohen Außentemperaturen seine Frische zu lassen. Innerhalb des Mauerkranzes befindet sich ein Behälter aus Stahlbeton.
Der Turm verfügt über einen Stützenkranz aus acht Betonpfeilern, deren Knicklänge durch frei eingezogene Riegel verkürzt wird. Die Pfeiler umstehen die Ziegel-Röhre, die die Treppe zum Behälter enthält, die Bodenplatte des Behälters kragt über ihnen aus. Der Zylinder des Wasserturmkopfes ist durch mehrere Putzbänder waagerecht gegliedert. Zwischen diesen Bändern sind die Lichtöffnungen als liegende Formate angeordnet.
Am Rande des Waldes von Tüschenbroich auf einer leichten Anhöhe stehend, erhält der Turm den Charakter einer Landmarke in der sonst flachen Landschaft.
Das weithin sichtbare 53 Meter hohe Industriedenkmal befindet sich westlich des Dorfes. Sein Behälter fasst 400m3 in 124,447 über NN = ca. 43m über EG.
Auch Norbert Kostka folgte in seinem Sanierungskonzept der Idee, so wenig wie möglich in die Substanz einzugreifen und den Turm als Industriedenkmal bestehen zu lassen. Die Wohnräume am Fuß des Turms sind neu dazugebaut. Um die enge Ziegelröhre des Treppenhauses herum wurde der Backsteinzylinder des Wasserturmkopfes in gleichen Maßen wiederholt. Im ersten Stock liegt der Arbeitsbereich mit mehreren Schreibtischen. Je nach Sonnenstand kann man sich das schönste Plätzchen aussuchen. Darüber befinden sich Schlafraum, Gästezimmer, begehbare Kleiderkammer und der Badbereich. Für Wohnraum und Küche kam ebenerdig zu beiden Seiten des Turms noch jeweils ein kubischer Anbau dazu, damit hat sich das Paar zumindest ein paar gerade Wände gegönnt. Es ist nämlich nicht ganz einfach, einen runden Wasserturm zu möblieren. Für gediegene Schrank- und Bücherwände findet sich kaum ausreichend Stellfläche. Darauf muss man sich einstellen.
Das schöne Natur- und Raumerlebnis in Uevekoven kostet allerdings etwas Muskelkraft beim Aufstieg. Wenn man dann aber in circa 35 Metern Höhe auf die Aussichtsplattform tritt, bietet sich ein einzigartiges 360-Grad-Landschaftspanorama.
Noch ein paar Treppenstufen höher befindet sich unverändert der begehbare Wasserbehälter – eine Rarität. Mit seiner extremen Akustik ist dieser Raum ein unvergleichlicher Ort für Klangkünstler. Und für Klangkonzerte wird er auch regelmäßig genutzt.