Ludwig Erhard Haus, Berlin
Architektur: Nicholas Grimshaw, London
Das Ludwig Erhard Haus ist ein multifunktionales Kommunikationszentrum, das als Treffpunkt für die wichtigsten Akteure des Berliner Wirtschaftslebens konzipiert wurde. Seine einzigartige und dramatische Form, die auf einer skulpturalen Struktur aus fünfzehn elliptischen Stahlbögen beruht, ist zu einem beliebten Wahrzeichen der Stadt geworden und repräsentiert den wachsenden Wohlstand und die Aufbruchstimmung der Stadt.
Das Projekt wurde durch einen Wettbewerb der Deutschen Industrie- und Handelskammer realisiert. Die Aufgabe bestand darin, ein hochwertiges Gebäude zu entwerfen, das seinen Mietern das ganze Jahr über komfortable Arbeitsbedingungen bietet und einen niedrigen Energieverbrauch mit geringen Betriebskosten und geringen Schadstoffemissionen aufweist. Die Herausforderung bestand darin, dass das Gebäude auch wirtschaftlich rentabel sein musste: Es sollte hohe Mietpreise erzielen und innerhalb eines streng kontrollierten Budgets gebaut werden.
Als Reaktion auf die ihm auferlegten Einschränkungen entwickelte sich der Entwurf in den Jahren nach dem Architekturwettbewerb enorm weiter. Ein anfänglicher zweigleisiger Ansatz für das statische System, bestehend aus einer Reihe von Anlehnbügeln an der Rückseite und einem separaten Schmetterlingsbindersystem entlang der Straßenfront, wurde aufgegeben, nachdem er sich als zu komplex erwiesen hatte. Aus der Anlehnbügelkomponente des ersten Entwurfs entwickelte sich schließlich die bogenförmige Rippenkonstruktion, die dem Ludwig-Erhard-Haus seinen Spitznamen "Gürteltier" einbrachte.
Er besteht aus fünfzehn Stahlbögen mit unterschiedlichen Spannweiten, die in der Höhe wellenförmig verlaufen. Dabei wird die Tatsache genutzt, dass der Scheitelpunkt des Gebäudes weit genug von der Straßenlinie entfernt ist, um die 22-Meter-Brüstungsregel der Stadt nicht zu verletzen. Das Gebäude ist neun Stockwerke hoch, aber da die Bodenplatten durch ein System von schlanken, feuerfesten Stahlhangars vom Brustkorb getragen werden, kann es große stützenfreie Räume beherbergen. Insbesondere die Räume im Erdgeschoss sind so konzipiert, dass sie je nach den unterschiedlichen Anforderungen der Mieter neu konfiguriert werden können.
Die Struktur des Gebäudes wird an der Nordfassade klar zum Ausdruck gebracht, ihr Rhythmus wird nur durch das Volumen der Konferenzeinrichtung unterbrochen, das sich in einem Bogen vom Erdgeschoss der Ostfassade bis zum Untergeschoss der Westfassade nach unten windet.
Das Erdgeschoss ist die Hauptverkehrsader. Es ist ein großer, offener, demokratischer Raum, der mit der Leichtigkeit und Flüssigkeit der Menschenbewegung als Priorität entworfen wurde. Die Einrichtungen sind entlang einer natürlich belüfteten internen Promenade angeordnet, die parallel zur Fasanenstraße verläuft. Die wellenförmigen Konturen der gebauten Kante kontrastieren mit der Regelmäßigkeit des verglasten Schirms zur Straße hin.
Vom Erdgeschoss aus verteilen sich die Menschen entweder hinunter ins Untergeschoss oder hinauf in die Büroetagen. Diese sind, obwohl baulich unabhängig von den unteren Bereichen des Gebäudes, um zwei raumhohe Atrien herum angeordnet, die wiederum Ausblicke ins Untergeschoss ermöglichen: Besonders beeindruckend ist der Blick vom größeren der beiden Atrien hinunter in die Börse.
Die Atrien lassen das natürliche Tageslicht tief in das Herz des Ludwig Erhard Hauses eindringen und beherbergen als Ergänzung zu dieser Abwärtsbewegung des Lichts auch die ästhetisch dynamischen, mit Aluminium verkleideten Aufzüge, die sich in Richtung der Büros erheben und beim Erklimmen der vollen Höhe des Gebäudes einen Blick über Berlin bieten. So entstehen visuelle Parallelen, die sich dem Besucher sofort erschließen und ihm die Bewegung durch die vielen Ebenen dieses multifunktionalen Schmelztiegels erleichtern.
Die Gebäudehülle fungiert als Haut zwischen dem Innen- und dem Außenraum und sorgt so für die Aufrechterhaltung unterschiedlicher Bedingungen zwischen beiden. Die Eigenschaften der einzelnen Fassadenkomponenten wurden sorgfältig berechnet, so dass der Glasanteil ausreicht, um ein Maximum an Tageslicht in die Innenräume zu lassen, ohne einen signifikanten energetischen Nachteil (Rückgriff auf Kunstlicht) zu haben.
An der Westfassade, die aus dem geschwungenen Rippenbogen herausgezogen ist und eine regelmäßige Ansicht parallel zur Hauptstraße aufweist, beträgt dieses Verhältnis etwa 50%. Die Verglasung ist doppelt verglast und hat eine niedrige Emissionsbeschichtung. Sie wird durch eine Reihe von Sonnenschutzlamellen aus getöntem Glas geschützt, die gedreht werden können, um mit der tief stehenden Sonne fertig zu werden.
An der Nordfassade reicht das Dach bis in die zweite Ebene, gestützt von den 15 gegossenen Edelstahl-Krallenfüßen der Konstruktionsbögen. Das bedeutet, dass die auf der Nordseite gelegenen Büros mit der gleichen matten Edelstahlhaut verkleidet sind wie das Dach. Sie sind damit überwiegend auf die Lichthöfe angewiesen, deren Dimensionen durch ausgeklügelte Sonnenmodellierung ermittelt wurden.
Die Atrien werden natürlich belüftet und sorgen so dafür, dass niedrige Außentemperaturen zur freien Kühlung genutzt werden können. Dadurch wird der Energiebedarf für die Beheizung der Büroräume reduziert, die Anlagenbelastung minimiert und der Nutzerkomfort verbessert.